Die Angst vor der Stille und das große Geschenk, das wir hier finden können

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In meinem Umfeld begegnen mir immer wieder Menschen, denen es schwerfällt, Stille auszuhalten. Kein Wunder, denn wo finden wir in unserer Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft noch Stille? Im Zeitalter der Digitalisierung ist immer und überall Ablenkung verfügbar in Form von Smartphones, Internet etc. Wir müssen es doch gar nicht mehr „mit uns selbst aushalten“, es gibt genügend Vermeidungsmuster, um die Momente der Stille zu füllen. Und auch genügend Legitimation hierfür, denn freie Zeit, kann man doch immer irgendwie effizient nutzen und wenn man sich über irgendwas informiert, im Fernsehen eine Doku ansieht oder ein Hörbuch hört etc. Auf die Frage „Was hast Du gestern gemacht?“ zu antworten „Nichts“ ruft ungläubige Gesichter hervor. Wie – nichts? Wie geht das denn? Viele Menschen können sich einfach nicht vorstellen, wie das geht, das Nichtstun. Wir sind so im Tun verhaftet, dass wir den Zugang zu unserem wahren Sein verloren haben.

Wieso fällt es so schwer, Stille zu ertragen? Wenn der Lärm im Außen verstummt, wird der Lärm in unserem Inneren umso lauter.

Sich dem zu stellen, erfordert Mut und die Bereitschaft, nicht länger wegzuschauen, sondern hinzuschauen. Ablenken und das Verweilen in der Illusion scheinen da oft der vermeintlich leichtere Weg. Weit verbreitet ist – besonders unter Alleinlebenden – die Gewohnheit, beim Nachhausekommen als erstes den Fernseher einzuschalten. In dem Moment der Einkehr im eigenen Heim könnte uns die Stille überfallen – und wer weiß, was dann passiert? Denn, Vorsicht: wenn wir einmal die Tore zu unserer inneren Welt aufgeschlossen haben, lassen Sie sich in der Regel nicht mehr so dicht wieder verschließen. Die Büchse der Pandora wird einmal geöffnet Verschlossenes und Verdrängtes ans Licht bringen. Dann sorgen wir vielleicht doch lieber für Berieselung, für echte oder virtuelle Gesellschaft, um weiter in der äußeren Welt zu bleiben…?

Grund für diese Vermeidungsstrategien ist eine Instanz in uns, die irgendwann mal den Auftrag bekommen hat, uns unbewusst vor etwas zu schützen. Nicht fühlen wollen, Schmerz vermeiden ist gesellschaftlich etabliert. Wir tun alles, um uns abzulenken, uns zu unterhalten etc. Letztendlich liegt hier die Ursache jeder Sucht – egal, ob harte Drogen, Zigaretten, Alkohol, Fernseh-, Shopping- oder Sportsucht. Es geht immer um den Ausgleich eines Mangelgefühls und das Vermeiden von Schmerz.

Wir dürfen uns dann irgendwann fragen: Ist der Auftrag, uns zu schützen, der damals gegeben wurde, heute noch aktuell bzw. erforderlich? Brauchen wir die Sucht als Schutz noch? Oder sind wir bereit, das Verdrängte ans Licht zu holen und unseren Schatten zu begegnen? (Stichwort Schattenarbeit, die ich nur jedem ans Herz legen kann!)

Der Weg nach innen ist eine große Chance. Die Stille hält ein unsagbar großes Geschenk für uns bereit.

Was wir in uns finden können, werden wir in der äußeren Welt niemals erlangen. So sehr wir auch danach suchen, so sehr wir uns anstrengen, wie hart wir auch arbeiten oder wie schnell wir rennen – wir werden niemals an dem Ort ankommen, an den wir über die Stille gelangen. Dieser Ort in uns schenkt uns Frieden und Ruhe. Dort finden wir die Liebe, nach der wir immer im Außen, oft in einem anderen Menschen suchen. Die bedingungslose Liebe – die Essenz von allem, was ist.

Meditation ist der Schlüssel zu uns selbst – das habe ich in meinem Artikel „Wohlstandsgesellschaft mit Mangelerscheinungen – Der Hunger nach Sinn“ vor ca. einem Jahr geschrieben. Durch Meditation gelangen wir in die Räume der Stille, die uns befreit. Es ist der einzige Weg in Freiheit, Liebe und Frieden – der Weg nach innen.

Nur in der Stille können wir uns von der Identifikation der Illusion, des Egos lösen und dadurch vom Leiden befreien. Das habe ich selbst früher schon oft gelesen, es aber nie verstanden. Daher möchte ich erläutern, was ich damit meine:

In der Identifikation des Egos sind negative Gefühle, Schmerzen oder Krisensituationen oft schwer auszuhalten. Gelingt es uns jedoch, uns in Krisensituationen die Fragen stellen „Worum geht es wirklich?“, „Was gibt es hier für mich zu lernen?“ nehmen wir eine übergeordnete Perspektive ein und verlassen damit den assoziierten Zustand. Wir aktivieren den Beobachter in uns. Der Beobachter ist eine Instanz in uns, die sich nicht mit der jeweiligen Situation identifiziert (sie ist dissoziiert) und somit auch nicht mit den unangenehmen Gefühlen, den Sorgen und Ängsten, dem Leiden, das wir in der Krise empfinden. Wir beobachten sozusagen uns selbst von außen oder von oben wie in einem Film. Der Beobachter bewertet auch nicht. Er beobachtet einfach. Während das Ego sagt: Es ist alles so schrecklich! Sagt der Beobachter: Welch eine Inszenierung des Lebens!

In dieser Perspektive können wir leichter höhere Zusammenhänge erkennen und die Antworten auf die Fragen „Worum geht es wirklich?“ und „Was gibt es hier zu lernen?“ finden. Damit kommen wir raus aus der Krise.

Krisen gibt es auf dieser Ebene nicht mehr, sondern nur noch Wachstumschancen, Entwicklungs- und Lernfelder.

Wenn wir erkannt haben, dass alles, was uns im Außen widerfährt, mit unserem Inneren zu tun hat – außen wie innen -, wenn wir erkannt haben, dass alles eins ist, alles mit allem zusammenhängt und wenn es uns gelingt, alles anzunehmen und zu lieben, was ist und wie es ist, dann können wir vom Opfer der äußeren Umstände zum Schöpfer unseres Lebens werden!

Dann sind wir wirklich frei.

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