Ich bin dann mal weg! Urlaub mit mir selbst als Alternative zum Weihnachtsstress

In diesem Jahr habe ich zur Weihnachtszeit mal etwas Neues ausprobiert: Ich habe mich ganz bewusst von der Welt verabschiedet und mir eine Auszeit vom äußeren Geschehen genommen. Aber nicht, wie Ihr jetzt vielleicht denkt, indem ich wirklich weggefahren wäre. Ich habe mir keine Urlaubsreise und keinen Flug in die Sonne gebucht. Und mich auch nicht mit den Worten „Ich bin dann mal weg“ auf den Jakobsweg verabschiedet, habe kein Seminar besucht und war auch nicht im Kloster. Ich habe einfach nur beschlossen, an diesen letzten Tagen im Jahr, Urlaub von allem zu machen, Urlaub mit mir selbst. Zu Hause. Ich habe mich ganz bewusst von allem zurückgezogen, mich frei gemacht von Verpflichtungen und Erwartungen, von Verabredungen, Termin- und Zeitdruck, vom äußeren Weihnachtsgeschehen, von jahrelang praktizierten Bräuchen wie Weihnachtsmarktbesuchen, dem Versenden von Weihnachtsemails und –karten, Geschenke kaufen und all dem, was „MAN“ normalerweise in der Weihnachtszeit so macht.

Das ist gar nicht so einfach, wie Ihr jetzt vielleicht glaubt, wenn Freunde, Familie und auch Kunden jahrelang ein anderes Verhalten von einem gewöhnt sind. Mein Büro habe ich zum Beispiel, seitdem ich selbstständig bin, noch nie – wie in diesem Jahr – am 22.12. für den Rest des Jahres geschlossen. Das erschien mir früher unmöglich, mein schlechtes Gewissen und mein innerer Druck haben es mir nicht gestattet, mal nicht erreichbar und verfügbar zu sein. Nun durfte ich jedoch erkennen, dass es sehr wohl möglich ist und auf mehr Verständnis und Akzeptanz trifft, als ich erwartet hätte. Häufig ist es der selbstgemachte Druck, der uns gefangen hält. Besonders leistungsorientierten Menschen mit hohen Anforderungen an sich selbst fällt es schwer, aus dem eigenen Hamsterrad und dem System auszusteigen.

Die bewusste Entscheidung für eine Auszeit, die Entscheidung für SICH selbst, kann jedoch herrlich befreiend sein. Eine ganze Woche nur für sich zu reservieren, in der man mal keine Verabredungen und Einladungen annimmt, keine Pläne macht, sondern sich Zeit für sich nimmt, für innere Einkehr, für Ruhe, für das Verabschieden des alten Jahres, für das Verarbeiten, für inneres wie äußeres Sortieren und für das Einstimmen auf das neue Jahr, für inneres Sammeln, Besinnen und Ausrichten – ist eine wertvolle Erfahrung und Bereicherung. Das erfordert jedoch Mut. Mut zur Abgrenzung, denn nicht jeder reagiert hierauf mit Verständnis. Und es erfordert Mut, sich dem zu stellen, was sich in einem selbst zeigt.

In diesem Sinne war die Advents- und Weihnachtszeit ursprünglich gedacht – als eine besinnliche Zeit der inneren Einkehr und Ruhe. Eine Zeit des Innehaltens. Besonders die Rauhnächte als Zeit „zwischen den Jahren“ wurden traditionell in diesem Sinne zelebriert. Leider ist dieser ursprüngliche Sinn in unserer Konsumgesellschaft verloren gegangen. Je näher Heiligabend rückt, umso unruhiger werden die Menschen. Tausend Dinge sind vorher noch zu erledigen – vom Geschenkewahn will ich hier gar nicht schreiben. Die Geschäfte in der Stadt sind überfüllt, die Parkhäuser voll, ewig lange Schlangen an den Kassen in den Supermärkten… Die Vorweihnachtszeit ist bei den meisten Menschen eher eine stressige und hektische als eine besinnliche Zeit. Das entspricht jedoch nicht unserem natürlichen Rhythmus. Wenn die Tage kürzer werden, sehnen wir uns eigentlich nach mehr Ruhe und nach gemütlichen Abenden zu Hause. Weihnachten wurde nach der Wintersonnenwende als „Geburt des Lichtes“ gefeiert. Ein neuer Kreislauf beginnt. Die Tage werden wieder länger und das Licht kehrt zurück. Diese Zeit des Jahres ist geprägt von einer besonderen Energie, der wir uns wieder öffnen sollten.

Das bewusste Zurückziehen von äußeren, gesellschaftlichen Zwängen und selbst auferlegtem Leistungs- und Erwartungsdruck kann sehr befreiend sein. So zu tun, als wäre man einfach mal weg, sich aus der äußeren Welt zu verabschieden, eröffnet neuen Freiraum. Urlaub mit sich selbst ist eine tolle Sache! Jeden Tag so geschehen zu lassen, wie er sich gerade zeigt. Auf Körper und Seele zu achten, sich einfach mal hinzugeben und führen zu lassen von der inneren Stimme. Mal ganz bewusst zu schauen, was tut mir heute, hier und jetzt gerade gut? Was fühlt sich in diesem Moment für mich stimmig und richtig an? Womit kann ich mir heute etwas Gutes tun? In die Achtsamkeit gehen und sich selber Raum geben – diese Möglichkeit haben wir in unserem schnelllebigen Alltag viel zu selten.

Nutzen wir also die Zeit „zwischen den Jahren“ für uns selbst, für eine reinigende und befreiende Erfahrung mit neuen Erkenntnissen!

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